Der bessere Freund.

Filmriss.

»Alles in Ordnung mit dir, Martin?«

Ich saß im Büro, vor mir kauerte mein Chef. Er hielt mich an den Schultern fest und schaute mir konzentriert in die Augen. Ich strich mir das Haar aus dem Gesicht und wunderte mich darüber, dass meine Hand nass war.

»Ja, alles in Ordnung. Ist etwas?«

Mein Chef schien erleichtert. Dann hustete er. »Nun ja, du bist auf dem Hof im Kreis herumgelaufen und hast dabei gemurmelt. Ich habe dich sicher fünf Minuten beobachtet, aber du gingst immer weiter im Kreis herum, sehr schnell; kein Wunder, dass du jetzt schweißüberströmt bist.« Ich musste feststellen, dass ich tatsächlich klatschnass war. Das Hemd klebte an meinem Oberkörper und die Krawatte hing auch nicht besonders ordentlich. „Der bessere Freund.“ weiterlesen

Wie man schlechte P.R. schreibt.

Öffentlichkeitsarbeit, oder etwas moderner Public Relations, gehört zu jedem Unternehmen. Und ist eine der Haupteinnahmequellen freier Textredakteure. Aber Sie möchten die miesest-mögliche P.R. (dreifachgemoppelt) für Ihre Auftraggeber leisten? Kein Problem, ich habe Ihnen eine handliche Liste zusammengestellt. Damit geht garantiert nichts schief. Oder es kommt garantiert nichts gut, je nach Betrachtungswinkel. „Wie man schlechte P.R. schreibt.“ weiterlesen

Agenturen und Freelancer, oder die Sache mit dem Material, Teil 2.

Oft wird man als Texter auch von Agenturen angegangen, die ein Projekt nicht allein stemmen können. Das ist nicht weiters schlimm, immerhin verkauft sich ein Haufen Textarbeiter als „Kommunikationsexperten“. Nicht schlimm, so lange der Kunde vernünftiges Ausgangsmaterial liefert oder kreative Höhenflüge nicht gleich per se verbietet. Weil sonst die P.R.-Verantwortliche in den Hungerstreik tritt oder die Rechtsabteilung bittere Tränen weint und einen Haufen potentieller Raubmordkopierer vor den Kadi zerren muss, um die Firma im Auge der Öffentlichkeit vorteilhaft zu positionieren.

Wie bereits in der allerersten Kolumne besprochen stellt sich immer die Frage nach dem Material. In meinem heutigen Beitrag erweitert sich die Perspektive um den Faktor „Agentur“: Diese nimmt dem Kreativen Kommunikationskram ab, der Schreiberling gibt einen Rabatt, und alle sind glücklich. Aber z’Füüferli und zWäggli sind im Freelancer-Umfeld nur mit masochistischen Tendenzen seitens der Texterin, mit ruchlosen Kunden oder einer hirnamputierten Zuschauerschaft möglich.

Hirnamputiert? Geht’s noch???

Tschuldigung. Ich habe mich zu dem Thema (sogar auf Englisch!) ausgekotzt, hier will ich ein wenig nüchterner bleiben. Oder mahnender, Zeigefinger-hochhaltender. Denn es ist klar: Entweder, Agentur und Kundin vertrauen den Kreativen und lassen sie das machen, wofür man sie umworben hat. Oder der Kunde liefert selbst interessante Inhalte, die aufgewertet werden sollen. Aber in keinem Fall sollte man vom Rand des Fußballfeldes mit vergifteten Pfeilen auf die Spieler schießen. Das mag oft in der Agenturisten-Natur liegen und auf Außenstehende recht drollig wirken, aber damit verärgert man die freien Mitarbeiter und zeigt sich als planlosen Zombie der Gewinnmaximierung. Während sich das nicht-lobotomisierte Publikum fragt, was die bereits x-Mal gesehenen Inhalte bewirken sollen.

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Haltet den Dieb!

Diese Woche hat mich eine E-Mail erreicht, mit folgendem Inhalt:

Hallo Sascha
Ab [Datum] werde ich in einer Firma als Texterin arbeiten, die Websites entwickelt. Nun kam bei einem Gespräch die Frage auf, wem denn nun der Text gehört, den ich schreibe: dem Kunden, mir selber oder der Web-Firma. Wie machst Du das?

Ja, die Sache mit den Rechten … Und da ich oft deswegen angefragt werde (manchmal sogar von potentiellen Kunden! Wow!), widme ich dieser Frage meinen aktuellen Beitrag. „Haltet den Dieb!“ weiterlesen

Eine Frage des Stils.

Einige treue Leser werden sich wohl mittlerweile fragen, wann denn nun endlich etwas über die Kombination Schriftsteller/Texter kommt. Waren doch die anderen Artikel eher allgemein-texterlicher (sic) Natur. Nun denn, ich will heute eines der Hauptprobleme ansprechen, das einen Autor erwartet, der zwischendurch als Texter arbeiten möchte: Die Sache mit dem Stil. Aber ich höre Sie schon fragen:

Stil? Weshalb ist das ein Problem?

Ganz einfach: Von einem Schriftsteller wird erwartet, dass er oder sie die eigene Stimme findet. Den eigenen Stil entdeckt und pflegt. Dass man nicht nur so schreibt wie eine Vorschul-Version von Stephen King. Viele Autoren sind stolz darauf, dass sie genau so schreiben, wie sie schreiben, und von Lesern auch wiedererkannt werden.

Und genau das ist im Normalfall bei einem Texter unerwünscht. „Eine Frage des Stils.“ weiterlesen