Was habe ich 2021 gelernt? — Arbeit und Technik

Anstelle eines ereigniszentrischen Jahresrückblicks möchte ich darüber sprechen, was ich im Pandemiejahr 2021 alles für und über mich gelernt habe. Teil 2 von 5: Wie lief’s im zweiten Coronajahr so beruflich?

Vorweggenommen, wie bereits 2020 war dieses Jahr beruflich nicht nur für mich alles andere als ein gutes Jahr, so als Selbständiger. Zwar fanden etwas häufiger Veranstaltungen statt als im ersten Corona-Jahr, aber die systemischen Probleme der Medien nahmen weiter an Fahrt auf. Ich nutzte die Zeit entsprechend für das, was man in einer Firma wohl «interne Organisation» nennen würde. In meine Liste haben es unter anderem diese drei Punkte geschafft:

Es ist Pandemie, nicht normal arbeiten zu können ist das neue Normal

Es ist okay, wenn man mal nicht «mag», die Energie fehlt und man einfach nur erschöpft und mütend vor dem iPad oder hinter der Kamera herumsitzt. Meine Güte, es ist Pandemie! Letztes Jahr war ich noch vorsichtig optimistisch; ich hatte erwartet, dass sich die Leute um die Impfung reissen und wir die Situation gemeinsam in den Griff bekommen werden. Pustekuchen. Dass es dann auch in der Zusammenarbeit mit Klient:innen und Redaktionen weiterhin unrund laufen kann, darf nicht verwundern. Veranstaltungen von der kleinen Lesung bis zum Spengler-Cup können innerhalb von 24h abgesagt werden. Interviewpartner:innen sitzen plötzlich in Isolation fest, Artikel werden verschoben, weil der Bundesrat an einer Medienkonferenz etwas Dummes gesagt hat. Und so weiter. Eine gewisse Gelassenheit ist auch für freiberufliche Mitarbeitende durchaus angebracht. Shit happens. Get over it. Smile.

Silos sind nicht schlimm, aber es braucht einen Ausstiegsplan

Die reduzierte Auftragszahl war wie gemacht dafür, dass ich meine Software-Infrastruktur hinterfrage und mit neuen Tools experimentiere. Denn wenn’s mit einem frischen Werkzeug nicht klappen will, sind nicht gleich dutzende Artikel oder hunderte Fotos betroffen. Mir ist dabei aufgefallen, dass ich über die Jahre mehr und mehr in so genannte «Silos» gerutscht bin – Applikationen also, die ihre Daten in einer eigenen, geschlossenen Datenbank und/oder in proprietären Formaten verwalten.

Was meine Experimente gezeigt haben, ist, dass das nicht weiters schlimm ist – vorausgesetzt, ich bekomme mein Geraffel aus besagten Silos und besonders auch Apples «Walled Garden» heraus. In einem weiteren Schritt hat es Sinn, zwischendurch zu prüfen, ob man seine gewohnte Arbeitsabläufe mit anderen Tools oder auf einem anderen Betriebssystem abbilden kann. Das ist eine Sache, an der ich auch nach der Pandemie festhalten möchte, also ein Mal im Jahr und einen Monat lang meine am häufigsten genutzten Werkzeuge beiseite zu legen und mit etwas ganz anderem zu arbeiten. Es beruhigt mich, wenn ich merke: Ja, ich komme immer irgendwie an meine Daten. Und wer weiss, vielleicht finden sich auch Verbesserungen für den gewohnten «Workflow»?

Die Relationen müssen gewahrt bleiben

Pandemie hier, Erwerbsausfall da – aber es bringt nichts, kopflos jeden Auftrag anzunehmen, der sich doch noch anbietet. Drei Stunden ÖV, eineinhalb Stunden vor Ort, dann drei Stunden für die Bilderauswahl und das Runterschreiben? Für am Schluss vielleicht 20 Franken Stunden-«Lohn»? Ist es die körperliche und psychische Belastung wert? Und wie sieht es mit der ständigen Erreichbarkeit aus, damit man auch ja keinen potenziellen Auftrag verpasst? Ich habe für mich einige Regeln aufgestellt:

  1. Falls zwischen Anfrage und Deadline weniger als 7-10 Tage liegen, muss das Honorar entsprechend höher ausfallen. Davon ausgenommen sind Dinge, für die ich eh schon vor Ort gewesen wäre.
  2. Ich bin nur noch für eine Handvoll Menschen in Echtzeit telefonisch erreichbar, alles Andere wird aufs Voicemail umgeleitet. Die ständigen Anrufe reissen mich aus dem Flow und sorgen für einen unterschwelligen Dauer-Stress. Ich muss mit dem Telefon also wie mit Mail umgehen können – die Anfragen genau dann abarbeiten, wenn ich Zeit und Energie dafür habe.
  3. A propos Mail – wenn ich dann doch mal einige Tage frei-frei brauche, um meine Batterien zu laden, richte ich seit kurzem eine Autoreply ein. Die Trennung zwischen «privat» und «beruflich» fällt Selbständigen traditionell schwer. Kurze, automatisierte Antworten helfen zumindest mir enorm in dieser Hinsicht: Ich gucke nicht «doch noch kurz» ins Mail, sondern dann, wenn ich aus dem Pseudo-Kurzurlaub «zurück» bin. Also genau so, wie es auch die meisten Angestellten handhaben sollten.

Ein bildzentrischer Jahresrückblick 2020

2020 war kein gutes Jahr für viele freiberufliche Reporter und Journalist:innen. Mein persönlicher Rückblick soll auch in dieser Hinsicht als Illustration herhalten.

Die folgenden Einträge sind bereits auf Facebook erschienen, so einen Monat pro Tag, aber ich dachte mir: Hey, ich könnte auch mal wieder etwas in mein Blog hängen. So gebündelt und so. Ergo:

Januar 2020

Im Januar war noch alles »normal«, könnte man sagen. Mehr noch, ich startete privat wie beruflich ausgezeichnet ins 2020. Alles deutete darauf hin, dass dieses Jahr noch erfolgreicher verlaufen würde als 2019, mein bestes (Arbeits-)Jahr seit den frühen 2000ern, und das, obwohl Januar in der Regel für mich ein eher »langsamer« Monat ist. Ob Porträts von und Interviews mit Fischhändlern und Lädeli-Besitzerinnen, Reportagen zu Bio-Rindfleisch, libanesische Erfinder im Toggenburg, das Neujahrskonzert der Musikgesellschaft Harmonie (Bild) oder Parteianlässe im Vorfeld der kommenden Wahlen – alles war möglich, alles war gefragt.

Corona-Indikator-Fotos-für-Kunden-Counter: 239, viel für einen Erni-Januar

Februar 2020

Mitte Februar hörte ich das erste Mal abseits von Randnotizen von »Corona«, denn ich berichtete vom traditionellen Raiffeisen-Finanzapéro in Wattwil. Für den Referenten war klar, dass die Wahl zum US-Präsidenten das wichtigste Ereignis 2020 werden würde, aber er erwähnte auch »dieses Virus, das sich in China breit macht.« Mein Interesse geweckt las ich mich ins Thema Sars-Cov-2 ein. Mir wurde ein bisserl mulmig, aber als ich zwei Tage später Bruno Damann an der Hauptversammlung des Jägervereins Toggenburg in Lichtensteig traf (Bild), erwartete ich nicht, dass ich ihn im Verlaufe des Jahres in gleich so vielen Pressekonferenzen sehen werde. Noch nicht.

Corona-Indikator-Fotos-für-Kunden-Counter: 92, normal für einen Februar

März 2020

Shutdown! Für den 16. März rief der Bundesrat die »außerordentliche Lage« aus, und es war eigentlich klar: Das Virus wird uns noch bis weit ins Jahr 2021 beschäftigen. Ich hoffte entsprechend, dass Bund und Kantone nicht den Fehler machen würden, die vorhersehbare Herbst-Welle zu unterschätzen und nach dem Shutdown die Sache schleifen zu lassen. Tjahaha, shame on me. Für mich zeichnete sich ab, dass der April beruflich nicht so der Bringer werden würde – eine »meiner« Zeitungen stellte in Aussicht, bis Ende Jahr auf die Dienste freier Mitarbeitenden zu verzichten. Aber es war nicht alles schlecht in der ersten Welle; mit Projekten wie Toggenburg hilft wollten uhuere viele Menschen ihren Mitmenschen, nun ja, helfen. Und ich arbeitete mich für die Lieblingsbücher-Serie von Thurgaukultur (siehe unten) in Videoschnitt und -Produktion ein. Weiterbildung so zu sagen.

Corona-Indikator-Fotos-für-Kunden-Counter: 142, halb so viel wie normal

April 2020

Wie erwartet riss der April ein gehöriges Loch in mein Auftragsbuch – aufgrund der weggebrochenen Werbeeinnahmen schrumpften die Bundumfänge der Zeitungen und damit auch der Platz für Beiträge aus der Region. Einer der wenigen Artikel, die ich machen konnte, führte mich aber zu Nistkästen auf Hochhausdächern in Wattwil, das war toll (Bild). Aber an Event-Berichterstattung, mein eigentliches Hauptgeschäft, war nicht zu denken. Und zu allem Unglück stoppten die meisten meiner PR-Kunden etwaige Medienmeldungen. Oh, well. Ist halt Pandemie, ne? Aber einen Lichtblick gab’s trotzdem – im April begannen Frank Treichler und ich mit der Neuauflage meines Capture-One-Buchs. Gemeinsam haben wir das Dingens komplett umgebaut und für die Version 21 fit gemacht, so voll mit NDA unzo. Im Moment ist das Manuskript im Lektorat, ca. Februar 2021 wird’s erscheinen.

Corona-Indikator-Fotos-für-Kunden-Counter: 37. Oops.

Mai 2020

Shutdown vorbei! Nun ja, nicht für alle – Veranstaltungen blieben weiterhin schwierig bis unmöglich. Und auch wenn die Geschäfte öffnen durften und sich bei vielen Toggenburgerinnen und Toggenburger wieder so etwas wie Normalität einstellte, galt das nicht für die Alters- und Pflegeheime, wie ich im Risi Wattwil hautnah miterleben durfte (Bild). Die waren – und sind es wieder – faktisch in einem harten Lockdown. Während spätestens seit Mai Politiker:innen und Lobbyisten wegen »viel zu strengen Maßnahmen« rummoserten, machten die Fachkräfte Pflege und Betreuung weiter ihren Job und versuchten, das Beste aus der Situation zu holen. Dass sie dafür auch heute noch höchstens ein bisserl Applaus bekommen, statt griffige Verbesserungen im Arbeitsalltag, macht mich immer noch wütend.

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Juni 2020

Während die einen Corona für beendet erklärten (lol), litt die Eventbranche weiter. Mit einem nationalen Aktionstag bzw. Nacht, der Night of Light, wollten von den Maßnahmen direkt betroffene Betriebe wie das Chössi-Theater (Bild), Künstler:innen, Techniker:innen, aber auch indirekt Betroffene wie Zulieferer und Freiberufler auf die schwierige Situation aufmerksam machen. Aber brachte wenig – Partei- und Politikmenschen schätzen wohl den Anteil am BIP und Jobmarkt der Event-Brache völlig falsch ein. Es gab im Juni ein wenig Hoffnung, dass es im Spätsommer wieder los gehen könnte. Auch in meiner Aargauer Band, LRRH, hielt sich der Optimismus, im August doch noch am Wettiger-Fäscht auftreten zu dürfen. Nun ja. Unsere Bandprobe im Juni sollte zur vorletzten in diesem Jahr werden.

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Juli 2020

Der Juli verlief wieder fast »normal«, zumindest beruflich. Ob Mini-Openair in Ebnat-Kappel, Fernwärme-Diskussion in Kirchberg (Bild) oder Vorbericht zur kommenden Wanderausstellung »Freie Republik Bad Hemberg« der Kunsthalle[n] Toggenburg für gleich zwei Publikationen – ein fast normaler Juli. Fast. Denn es zeichnete sich ab, dass die Jazztage im August nicht durchgeführt werden können. Ein weiterer Zeitungsverlag stellte vorsorglich die Zusammenarbeit mit Freiberuflern ein. Man musste immer und überall seine Kontaktdaten hinterlassen. Und privat waren wir bereits im fünften Monat dermaßen auf Massiv-Sozialkontakte-Reduktion, dass es zur Intervention unserer engsten Freunde kam. (Danke, übrigens.) Als dann auch noch Dreizehntel verstarb, nun ja. Bei allem Positiven, das der Juli brachte, schön war er nicht wirklich, und mir schwante Übles für Spätsommer und Herbst.

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August 2020

Der August war für mich vielleicht der einschneidendste Monat dieses Jahr. Mag komisch klingen, aber dass die Jazztage Lichtensteig ausgefallen sind, führte bei mir zu einem verschobenen Zeitgefühl. Wir leben erst seit 2015 hier im Städtli, aber ich habe unbewusst begonnen, mein erlebtes Jahr um die Jazztage rum zu strukturieren – fällt das weg, »passen« plötzlich gut fünf Monate nicht mehr in meinen Kopf. Die Wilden Weiber haben am Jazztage-Wochenende stattdessen die »Bunten Tische« veranstaltet (Bild), das hat ein wenig geholfen und verlief dank großer Disziplin aller Gäste und Beteiligten ohne, dass der Tag zum Superspreader-Event mutiert wäre. Aber … ein guter Monat wäre anders gewesen. Und ein Blick auf die Reproduktionszahlen ließ mich wundern, weshalb Bund und Kantone die Sache so locker zu nehmen schienen.

Corona-Indikator-Fotos-für-Kunden-Counter: 161 – in einem normalen Jahr wären es über 800 gewesen

September 2020

Im September fielen die eh schon geringen Stützmittel des Kantons für indirekt von den Maßnahmen Betroffene weg. Ich war also angehalten, wieder möglichst alle Aufträge anzunehmen. Das fühlte sich eigenartig an. Einerseits hatte sich bereits im August abgezeichnet, dass es so ab ca. Ende Oktober, November nicht nur mit Fallzahlen, sondern auch auf den Intensivstationen in der Schweiz knallen würde. Aber es gab keine griffigen Einschränkungen, und eine gewisse Müdigkeit (bei den einen) bzw. Leckmichamarsch (bei den anderen) machte sich breit. Ich musste – und konnte, glücklicherweise – fast wie in einem üblichen Jahr arbeiten, vorwiegend im Kulturbereich: Offene Ateliers wie bei Artur Sousa in Lichtensteig (Bild), die Eröffnung der Galerie 1923 in Wattwil oder die Ausrufung der »Freien Republik« in Hemberg seien speziell hervorgehoben. Alles mit Distanz, Lüften, Mund/Nasen-Schutz und so weiter. Ein ungutes Gefühl blieb trotzdem. Denn die Zahlen waren eindeutig.

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Oktober 2020

Viele vorausschauende Veranstalter:innen sagten bereits im August und September Events für den Oktober ab, während sich wiederum viele Epidemiolog:innen und interessierte Dritte wunderten, weshalb der Bundesrat und die Kantone ned endlich handeln. Merci allen, die agierten statt reagierten. Denn bereits im August zeigten die Zahlen, dass ohne harte Maßnahmen die Fall- und Todeszahlen hochschnellen würden. Ganz zu schweigen vom Druck auf Pflegende und das Gesundheitswesen. Nun ja. Tja. Tempus fugit. Ich besuchte noch die Proben für den »Bettelmann« des Theatervereins Toggenburg (Bild). Um dann zwei Wochen später eine Reportage darüber zu schreiben, wie viel Aufwand die Absage einer solch großen Produktion verursacht. Spoiler: Sie sagten ab, bevor der Bundesrat reagierte, zeigten sich also weitsichtig. Der Aufwand war aber trotzdem, oder genau deshalb, immens.

Und dann schlich sich langsam der Winter in die Schweiz. Bund und Kantone entschieden sich, die Situation ganz genau zu beobachten.

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November 2020

Viele meiner Bekannten und Arbeitskolleg:innen erkrankten – die meisten zum Glück mit einem milden Verlauf, aber mindestens einer würde bis Dezember daran gestorben sein. Rolf, der Marathonläufer und mehrfache Teilnehmer des Frauenfelders, gab in seinem persönlichen Zieleinlauf alles und verstarb am 19. November noch vor besagtem Zeitungsbesitzer. Ohne Corona, aber mit den wegen Corona-Deppen nötigen Einschränkungen in Sachen »Trauerarbeit«. Danke, Deppen, Eure Ex-Wähler haben sich gemerkt, dass ihr was von »nur eine Grippe« und »wir müssen lockern!« faselten. Und immer noch faselt.

Item. Es zeichnete sich ab, dass die zweite Welle für Familien, Unternehmen und Selbständige im Kultur-, Veranstaltungs- und Gastrobereich härter ausfallen würde, als es die erste tat. Auch, weil ein großer Teil der vielgelobten Frühlings-Solidarität (vulgo Balkon-Klatschen) in der zweiten Welle wegfallen würde. Aber die Politik reagierte: Sie stritt sich über Kompetenzen – »Sache der Kantone« – und darüber, ob wir verlernt hätten, zu sterben, und stellte dann so für Januar, Februar 2021 (vielleicht) breitere Unterstützungsmaßnahmen in Aussicht. Passenderweise war einer der wenigen Aufträge, die ich noch sichern konnte, der Vortrag von Michel Meyer, Ex-Delegierter des IKRK (Bild). »Die menschliche Würde kommt jedem zu«, wie er dort sagte. Vielleicht sollten die von uns gewählten Politiker:innen auch mal zuhören.

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Dezember 2020

Eigentlich wollte ich schon anfangs Jahr eine zusätzliche Band in der Nähe suchen, um öfters live auftreten zu können. Aber yay, Corona. Dann ergab sich im Dezember per Zufall (und via Twitter) doch noch etwas Tolles – neben den beiden Jungbüsis Fauci und Ælfric, natürlich, aber nicht minder wichtig fürs Seelenheil: Ich spiele jetzt Bass bei Scream Therapy. Alles geili Sieche. Und ich freue mich darauf, 2021 (oder 22) mal endlich wieder live abzurocken. 🤘

Gesellschaftlich, politisch und beruflich jedoch war der Dezember eine Kurzfassung des gesamten Jahres 2020. Passenderweise arbeitete ich im Herbst/Winter an gleich drei Beiträgen zu psychiatrischen Themen, unter anderem zum Peers-Pilotprojekt im Tageszentrum Toggenburg des SGHV (Bild). Aber ja, Impf-Spinner und Seuchen-Fans, zahmer Mini-Shutdown, hunderte verschwundene britische Touristen, 80-100 Tote täglich … im Dezember 2020 war die Schweiz nicht das hellste Kerzchen am Corona-Christbaum.

Ich möchte meinen Jahresrückblick aber nicht mit Gefluche, sondern konstruktiv abschließen: Falls Ihr Hilfe braucht, hören Euch in der Schweiz telefonisch (u.a.) Pro Mente Sana unter 0848 800 858 und Die Dargebotene Hand via 143 zu. Beide bieten ebenfalls Beratung über E-Mail an, die 143 auch in einem Chat. Pro Mente Sana kann ich persönlich empfehlen, sie haben mir vor Jahren durch Krisen geholfen.

Godspeed you beautiful human beings. Take care. Be kind. Covid sucks.

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Jahrestotal: 1288

Jahresmittel 2017-19: 5498

Happy Birthday iPad Pro

Seit genau einem Jahr verwende ich ein 12.9″ iPad Pro (fast) als einzigen »Personal Computer«. Hat gut geklappt, aus dem Experiment ist mein heutiger Normalzustand geworden.

Das, was ich damals nach fünf Monaten zum iPad Pro geschrieben hatte, gilt größtenteils noch immer. Ich spare mir heute also Grundsatzdiskussionen; in diesem Artikel möchte ich auf konkrete Lösungsansätze und Probleme eingehen. Also auf diejenigen Dinge, die sich die letzten 12 Monate als für mich ideal bzw. superstörend herausgestellt haben. Spoiler: Superstörend ist überraschend wenig.

Software

  • In Sachen Raw-Fotografie bin ich eigentlich ständig am experimentieren. Für Einzelbilder hat sich mein Workflow seit Februar nicht mehr groß geändert: FSN Pro nimmt dabei weiterhin die zentrale Rolle ein, Raw-Entwicklung geschieht in Affinity Photo. Viel zu umständlich, wenn man sich Windows- oder Mac-Software gewöhnt ist. Aber geht. Allerdings spiele ich seit gut 4 Monaten auch mit Lightroom CC rum. Dazu folgt bei Gelegenheit ein gesonderter Artikel. Schon jetzt die Kurzfassung: Aktuell die beste Raw-Bildqualität aufm iPad, aber der Abo-Preis von rund 6 Franken im Monat für Mobile-only ist etwas zu hoch, angesichts der fehlenden Funktionen. Ich mein, man kann noch nicht mal Bilddateien umbenennen oder Ausgabeoptionen abseits von »volle Auflösung oder 2048px?« wählen. WTF, Adobe.
  • Bildbearbeitung geschieht in Affinity Photo. Tolles Programm, ich bin auf das angekündigte große Update in ein paar Monaten gespannt. Kommt leider als Raw-Entwickler nicht an Lightroom CC ran, aber in den meisten Fällen ist die Qualität für meinen Einsatzbereich weitaus mehr als nur »gut genug«.
  • A propos Bildqualität: Das iPad Pro ist mit TrueTone erstaunlich genau. Ich arbeite nicht im Prepress-Bereich, aber Drucke bis A3 haben hier farbecht, ohne Tonwertabrisse und mit korrekter Schärfe funktioniert. Die üblichen Abzüge, seien sie fürs Web oder Zeitungsdruck oder als Stapel Postkarten, sind eh kein Problem.
  • Für größere Bildserien (mehr als 30 zu liefernde Fotos) oder kritische Abzüge z.B. für Ausstellungen setze ich hingegen weiterhin auf Capture One Pro. Wie ich das vom iPad aus mache? Folgt weiter unten.
  • Auf iOS geht praktisch nix ohne Cloud-Speicher. Nach einigem hin und her habe ich mich für Microsoft OneDrive entschieden. Der Hauptgrund? Für eine Redaktion benötige ich sowieso die korrekte Unterstützung von Word-Kommentaren und -Hervorhebungen. Und im Office365-Abo ist ein Terabyte mit dabei, also, wayne.
  • Ich nutze OneDrive sowohl für die Übergabe fertiger Bildstrecken als auch als externes Raw-Archiv. Der Upload dauert leider bei größeren Aufträgen ewigs lang, aber da OneDrive auch mit meinem lokalen iMac synchronisiert (eben, siehe unten), habe ich so quasi automatisch mehrere lokale Backups sowie eines »remote«. Automatisch insofern, dass ich nicht daran denken muss, das Zeugs während meiner Backup-Tage noch hochzuladen. Und so landen die Raw-Originale auch automatisch in meinem lokalen Raw-Archiv. Ich muss für einen anderen / besseren Abzug als den im JPEG-Archiv (das in Pixave liegt) also ned online sein. LAN genügt.
  • Von Office365 nutze ich nur (selten) Word und (dauernd) OneDrive. Fürs Schreiben setze ich auf Ulysses, für Redaktion nehme ich Apple Pages, Tabellenkalkulation Numbers. Der Grund dafür ist die iCloud-Integration aller drei Programme incl. Handoff. Und: Ulysses ist die angenehmste Schreibumgebung, die ich als Markdown-Fan bisher gefunden habe.
  • Für mich ist OmniFocus 3 mehr als nur eine Aufgabenverwaltung. Es ist eher so etwas wie eine Speichererweiterung fürs Gehirn. Darin landet alles, was mir irgendwie spontan durch den Kopf geht, oft via Siri (»Hey Siri Mehltau ist Kacke in OmniFocus«). Entweder wird dann daraus eine Aufgabe, ein Projekt oder es landet in meinem Informationsarchiv. Aber zentrale »Inbox« für das alles ist, wie schon die fast 10 Jahre zuvor auf Macs, OmniFocus.
  • Mein oben erwähntes Informations- und Dateiarchiv liegt in DEVONthink To Go 2, lokal auf dem iPad Pro und synchronisiert via iCloud. Dieser Sync-Store gleicht sich auch mit dem iMac ab und landet so in meinem mehrstufigen Backup-Ablauf.
  • Für die wenigen Mac-Applikationen, die ich manchmal benötige, verwende ich einen alten iMac im lokalen Netzwerk. Darauf greife ich via Screens zu, das iPhone wird damit zum Trackpad. Im LAN tut Screens schnell und mit guter Qualität; ich habe als iMac-Auflösung 1280x1024 gewählt (in den Auflösungseinstellungen Option / ALT gedrückt halten, wenn man auf »skaliert« klickt). Das füllt das iPad Pro ordentlich aus, es wird quasi zu einem via Netzwerk angeschlossenen Bildschirm des iMacs.
  • Dieser Zugriff ist allerdings selten nötig: 1x im Monat im Rahmen meines Backup-Ablaufs, sporadisch für Capture One Pro. Und ein paar Mal für die Steuererklärung, da mein Kanton auf eine Java-Applikation setzt. Bäh.

Ein großartiges Stück Software: Affinity Photo.
Ein großartiges Stück Software: Affinity Photo.

Hardware

  • Das Apple Smart Keyboard ist erstaunlich gut. Für eine Neuauflage wünsche ich mir aber noch einige Funktionsknöpfe wie ESC, Lautstärke- und Helligkeitsregler und so weiter. Aber ESC lässt sich zumindest mit CMD+. (Punkt) auslösen. Immerhin.
  • Stationär am Schreibtisch wechsle ich nach Lust und Laune zwischen einem Apple Magic Keyboard und einer mechanischen Lioncast LK20. Letztere wird über den Apple USB-Camera-Adapter angeschlossen und tut bis auf die verdrehten Command- und Option-Tasten 1A.
  • Beim USB-Adapter-Dings war auch der neuere SD-Adapter mit dabei. An aktuellen iPads löbbt der mit USB3-Geschwindigkeit, eine Speicherkarte mit einigen hundert Raw-Bildern wird damit ratzfatz geleert. Gutes Ding.
  • Der Apple Pencil kommt bei mir kaum zum Einsatz. Ich hatte gedacht, dass ich den häufiger nutzen würde. Aber da ich als fotografierender Journalist eh kaum retuschieren darf, hat sich das als Irrtum herausgestellt. Und als Notizblock ist das iPad Pro mit seinen 12.9" etwas zu sperrig, ganz ab davon, dass es nun mal mein »PC« ist und ich es nicht für kurze Notizen ständig runterklappen will. Hier greife ich z.Z. lieber zu Notizbüchern von Leuchtturm1917 oder ein SenseBook. Aber für kleine Skizzen und vor allem Markierungen in PDFs und Fotos ist das Ding klasse.
  • Der Drucker ist im LAN eingebunden und kommt via AirPrint zum Einsatz. Glücklicherweise nur noch selten.
  • Das iPad Pro ist auch mein Dokumentescanner. Hier macht es sich bezahlt, dass Apple mehr als ordentliche Kameras verbaut. Ich denke, das dürfte auch eher der Grund fürs Einbauen gewesen sein, nicht, dass Leute damit Kirchen fotografieren oder so. Als Scanner-Software nehme ich Scanner Pro von Readdle.
  • Sie sollten die Investition in ein 29W-USB-C-Netzteil ernsthaft in Betracht ziehen. Am mitgelieferten Netzteil entlädt sich der Akku des 12.9" iPad Pros bei größeren Arbeitslasten, selbst mit abgedunkeltem Bildschirm. Mit Fast-Charging des USB-C-Dings hingegen bekommen Sie das Tablet auch im laufenden Betrieb schnell auf so 80% hoch.
  • Sonst noch was? Ah ja, Second-Screen ist bei mir ein iPad Mini 4, machmal auch das iPhone SE. Mit den ganzen Continuity-Funktionen lässt sich damit manchmal beinahe so arbeiten, als säße man an einem Multi-Bildschirm-Arbeitsplatz.

Jo, das sollte für den Tag reichen.
Jo, das sollte für den Tag reichen.

Fazit

Würde ich den Schritt weg von Macs/PCs zu einem iPad Pro wieder wagen? Jo. Ich kann damit mittlerweile gut 90% meiner Arbeit erledigen und habe so das, was ich Computer-Paretoprinzip nannte, noch etwas mehr auf die Spitze getrieben – ohne, dass ich mit deutlichem Mehraufwand zu kämpfen hätte. Es arbeitet sich anders, nicht unbedingt besser oder schlechter. Einfach anders. In 2-3 iOS-Generationen dürften auch die letzten 10 Desktop-Prozent für mich wegfallen. Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass ich mir jemals wieder einen »klassischen« Rechner kaufen werde. Sicher jedenfalls nicht als Hauptrechner und/oder zum vollen Preis. Ist nix mehr für mich.

Für mich. Das sind zwei zentrale Wörter. Wer Partikelsimulationen erstellt oder 3D-Rendering oder AI-Forschung betreibt oder nur schon stundenlang HTML coden möchte, ist mit einem Desktop- oder Notebook-Rechner noch immer deutlich besser bedient. Wer Hygienefanatiker ist, wird mit einem iPad auch nicht glücklich werden, wer vorwiegend in Ordner- und Dateistrukturen denkt sowieso nicht, ebenso wenig Leute, die nicht gerne mit Tastaturkürzeln arbeiten und so ständig für jeden kleinen Arbeitsschritt den Arm heben müssen.

Aber für mich? Tut. Und macht auch Laune. Die lange Akkulaufzeit und hohe Portabilität haben meinen Arbeitsalltag komplett auf den Kopf gestellt – und zum Besseren gewandelt.

5 Monate später: Ungeordnete Gedanken zum iPad Pro

Seit bald einem halben Jahr bin ich sowohl beruflich als auch privat vorwiegend auf dem iPad Pro unterwegs. Zeit für ein Zwischenfazit in ungeordneten Punkten.

Wie im Dezember beschrieben habe ich mich 2017 statt für ein reguläres Computerupgrade für den Kauf eines iPad Pros entschieden. Seither ist viel Wasser die Thur runtergeflossen (der Thurgau würde wahrscheinlich angesichts der ganzen Flutwarnungen gar von zu viel Wasser sprechen) und ich habe einen besseren Durchblick: Was geht, was geht nicht mit dem iPad? Wie setze ich es tatsächlich ein, was tue ich entgegen der Werbung nicht? Wo hakt es, was habe ich gelernt? Diese Punkte möchte ich in einer, nun ja, Punkteliste aufführen.

  • Wie bei jedem Plattformwechsel muss man sich als iPad-Pro-Nutzer so vollständig wie möglich auf die Philosophie des neuen Betriebssystems einlassen, damit es einigermaßen funktioniert. Ein iPad ist kein MacBook, aber auch kein Chromebook oder Android-Tablet.
  • Fürs iPad heißt das: iCloud wo immer möglich, zur Not andere Clouddienste, aber das Denken in Dateistrukturen analog der Arbeit am PC wird Sie in den Wahnsinn treiben.
  • Ganz generell sollten Sie nicht versuchen, Ihre gewohnte Arbeitsweise an Mac oder PC auf dem iPad nachzubauen. Sie werden entweder komplett scheitern oder einen massiven Mehraufwand in Kauf nehmen müssen.
  • Das gilt insbesondere für die Fotografiearbeit, mehr dazu in Ausgabe 1/2018 des Fotoespressos. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber der Arbeitstitel für meinen Beitrag war »Bildverwaltung auf dem iPad: Zurück in die Steinzeit der Digitalfotografie?«
  • Die iOS-Tastatur nimmt viel zu viel Bildschirmfläche ein. Das ist der Hauptgrund, weshalb Sie in eine externe Tastatur wie das Smart Keyboard investieren sollten, nicht unbedingt die fehlende Haptik.
  • Es funktionieren übrigens auch mechanische USB-Tastaturen fast problemlos mit dem iPad Pro. Fast? Ja, CMD und OPT lassen sich anders als am Mac nicht austauschen. Ansonsten tut alles, meistens sogar etwaige Multimedia-Knöpfe.
  • Der Stift dient mir vorwiegend für Anmerkungen, groß gezeichnet oder Bilder retuschiert habe ich mit ihm bisher nicht. Aber für mich als Rheumatiker ist er immer wieder eine willkommene Hand- und Armentlastung.
  • A propos Ergonomie: Am Smart Keyboard tut das iPad Pro von Winkel und Abstand her gut für mich. Stationär sollten Sie die Anschaffung eines Tablet-Halters als Ergänzung zu einer externen Tastatur überlegen und vor allem Tastaturkürzel büffeln. Stichwort Gorilla Arm.
  • Ein langes Drücken der CMD-Taste listet in allen Apps vorhandene Tastenkürzel auf. Zu wenige Apps unterstützen jedoch Kürzel, bei mir mittlerweile eines der Haupt-Ausschlusskriterien beim Vergleich von App-Alternativen.
  • Das andere Ausschlusskriterium: Fehlende Unterstützung für Splitscreen. Hallo, das kam in iOS 9 anno 2015. Macht Hinne, Entwickler.
  • Ich habe mich daran gewöhnt, mein altes iPad Mini als »Second Screen« zu verwenden. Es zeigt oft meine Notizen und Rechercheunterlagen, während ich am großen iPad arbeite. Dank Continuity ist etwaiges Copy/Paste selten ein Problem, man arbeitet quasi wie auf einem einzelnen iPad mit zwei Bildschirmen und kommt so auch mal auf vier, fünf offene »Fenster« gleichzeitig, wenn man auf Multitasking stehen sollte.
  • Stichwort Multitasking: Wirklich parallel tun die meisten Apps nur 3-10 Minuten lang, dann legt iOS Hintergrund-Apps schlafen. Das hat einen direkten Einfluss auf Ihre Arbeitsweise; z.B. mal kurz im Hintergrund 500 Raw-Bilder aus Lightroom CC rendern lassen und im Vollbild ein Game spielen ist nicht.
  • Sie sollten entsprechend eher in »Arbeitskontexten« statt »Applikationen« denken. Pixave exportiert ein paar Dutzend Bilder? Dann kann ich im Splitscreen ja das Begleitschreiben für den Kunden aufsetzen und im Slide-Over bzw. der Aufgabenverwaltung das Projekt nachführen.
  • Mir persönlich hat das geholfen, meinen mittlerweile legendären Hang zur Prokrastination abzubauen. Klingt blöd, aber die fehlende Freiheit eines Mutlifenster/Multitastking-Betriebssystems hat sich für mich als echten Bonus herausgestellt. Your mileage may vary, aber die meisten aktuellen Studien sind sich einig, dass der Mensch bei weitem nicht so multitaskingfähig ist, wie viele glauben.
  • Um den Effekt zu maximieren sollten Sie aber möglichst auf Benachrichtigungen verzichten. Überlassen Sie etwaige Social-Media-Plings lieber Ihrem Handy.
  • Oh, und Bildschirm und Akkuleistung sind wirklich hervorragend. Gut gemacht, Apple.

Zu einzelnen der Punkte schreibe ich vielleicht irgendwann gesonderte Beiträge. Okay, wohl nicht über den Bildschirm und den Akku. Aber das ist ehrlich gesagt auch nicht so superrelevant, wenn man den Komplett-Wechsel von einem »richtigen« Betriebssystem auf iOS ernsthaft in Betracht zieht.

Neuneinhalb Wochen, oder: iPad-only? Durchaus möglich.

Seit neuneinhalb Wochen bin ich sowohl beruflich als auch privat (fast) ausschließlich mit einem iPad Pro unterwegs. Zeit für ein kurzes Zwischenfazit.

Ich liebe Computer. Ich bin das, was manche wohl »Geek«, andere »Nerd« und eher ältere Semester eventuell »Freak« nennen würden. Meinen Einstieg hatte ich mit einem mit Lötkolben übertakteten Commodore CBM 4032, richtig angefixt hatte mich dann der Amiga 2000, den ich mit einer unglaublich großen 40-MB-Festplatte für 1000 Franken und später einer superschnellen 68030er-Turbokarte (mit Co-Prozessor!) ausbaute. Meine ganzen Uni-Papers schrieb ich dann auf einem Acorn Archimedes 5000, später kam der unausweichliche Wechsel auf Windows XP, was allerdings schnell Linux weichen musste. 2006 benötigte ich mein erstes Notebook, Linux war damals dann auch für mich doch zu viel Gebastel, also wechselte ich Vollzeit auf Macs. Das Internet war für mich 1996 eine Offenbarung gewesen, und die technischen Möglichkeiten und Konzepte anno 2017 lassen mich manche Bände aus meiner Science-Fiction-Sammlung liebevoll, wenn auch ein bisserl mittleidig, streicheln.

Alte Dinge auf neuem Ding anstarren. Läuft.
Alte Dinge auf neuem Ding anstarren. Läuft.

Ich hasse Computer. Ich muss arbeiten, aber dann poppen Fenster auf, die Updates ankündigen. Ich soll einen Video ins Netz stellen, aber es wurde in einem komischen komprimierten USB-Stick-Dateiformat angeliefert und ich darf zuerst mal eine passende App für suchen, finde sie auf einer obskuren Website, die im GeoCities-Flair der 90er stecken geblieben ist. Irgendwie vertragen sich andere über Jahre angesammelte Tools nicht mit dem letzten OS-Update, aber ich habe die Dinger halt seit Monaten nicht mehr gestartet und merke es erst jetzt, kurz vor der Deadline. Irgend ein Dienst, der sich anno 2011 bei der Installation einer externen Festplatte installiert hatte, stürzt ständig ab und müllt mir die Konsole zu, obwohl ich alle auffindbaren Programmfragmente schon vor Jahren gelöscht habe und die Festplatte ebenso lange nicht mehr im Einsatz gewesen ist. »Clean Install« wäre mal endlich nötig, zum Glück habe ich mir über die Jahre einen komplexen mehrstufigen Backup-Ablauf angewöhnt, der mich pro Monat nur wenige Stunden Aufwand kostet.

Nun ja. Das als Hintergrund, ein Woher-der-Erni-kommt. Ich hätte auch kürzer schreiben können: Mich nerven Computer so sehr, wie ich sie liebe. Über die Jahre habe ich immer häufiger Dinge auf mehr oder weniger aktuellen iPads erledigt (incl. den Entwürfen für meine zwei Sachbücher). Im Sommer stellte Apple die zweite Runde an iPad Pros vor. Mein damaliger mobiler Hauptrechner hatte zwei Wochen zuvor eine dramatische Batterie-Blähung erlebt. Tja. „Neuneinhalb Wochen, oder: iPad-only? Durchaus möglich.“ weiterlesen