Software für Schreiberlinge: Mit Mac und iPad Sachbücher verfassen.

4200Ein dunkles Arbeitszimmer. Nur das Gesicht des Autors wird vom Bildschirm beleuchtet, den übervollen Aschenbecher und die Schnapsflasche erkennt man kaum. Dann tippt der unrasierte Mensch den letzten Satz und seufzt tief. Es ist vollbracht! Er erhebt sich, füttert die Katze und stellt sich endlich mal wieder unter die Dusche. Die Verlagssuche kann warten, die Katze ist doch schon arg mager geworden.

So oder ähnlich stellen sich viele Menschen die Schreiberei von Manuskripten vor. Heute läuft es allerdings oft etwas anders, wie ich am Beispiel meines ersten Sachbuches Mac und iPad für Fotografen demonstrieren möchte. „Software für Schreiberlinge: Mit Mac und iPad Sachbücher verfassen.“ weiterlesen

Über Verlage, Autoren und Liebhaberei.

Im Mai/Juni erscheinen zwei meiner Kurzgeschichten in einer Doppel-Anthologie, im Herbst sollte noch eine dritte folgen. Horror-Zeugs. Nischen-Zeugs. Aber die ideale Zeit, mich mal zum Aspekt »Spartenliteratur« zu äußern.

Belletristisch bewege ich mich wie viele Genre-Kolleginnen und -Kollegen im Umfeld der Klein- und Kleinstverlage. Mein jetziger Verlag p.machinery geht gerade die Finanzamtprüfung durch, ob es sich um eine »Liebhaberei« oder ein »echtes Unternehmen« handelt. Das ist in diesem Umfeld nicht ungewöhnlich: Mit so genannter Genre-, Nischen- oder Spartenliteratur lässt sich nur in Ausnahmefällen groß Umsatz oder gar Gewinn machen. Die Situation des Verlags ist vergleichbar mit der von Freischaffenden. Stichwort »Scheinselbständigkeit«.

Die Großverlage, die den Bereich Horror und Phantastik im deutschsprachigen Raum beherrschen, tun dies vorwiegend über den Lizenzeinkauf: Ein bereits erfolgreiches Buch, oft angelsächsischen Ursprungs, wird übersetzt und auf den Markt gebracht. Man weiß, dass entweder der Name (z.B. Stephen King) zieht oder kennt konkrete Verkaufszahlen aus den USA (z.B. die Twilight-Serie). Entsprechend teuer sind solche Lizenzen – dafür reduziert der Verlag sein unternehmerisches Risiko. Dasselbe Phänomen findet sich bei Thrillern und Krimis, neuerdings auch bei Nackenbeißern und »Mommy Porn«. Leisten können sich solche Lizenzen nur die größten der großen Verlage. Ausnahmen bestätigen die Regel. „Über Verlage, Autoren und Liebhaberei.“ weiterlesen

Von Lektorat, Textredaktion und Schweinefleisch.

Gibt es einen Unterschied zwischen Lektorat und dem, was sich gerne „Textredaktion“ nennt? Die Antwort ist ja, aber auch nein. Das Lektorat redigiert, aber die Textredaktion lektoriert nicht. Oder nicht immer.

Aber Lektorat ist doch Redaktion!

Korrekt. Ein Redakteur lektoriert Texte: Er passt vorliegendes Material, oft von Journalisten oder P.R.-Textern, an die Gepflogenheiten und Anforderungen eines Mediums an. Oder verschwurbelt den Hirnabfall der Autoren gemäß der Zielrichtung eines Herausgebers. So wie der Chefkoch die Idee des Küchenjungen, Mango mit Schweinefilet zu kombinieren, überarbeitet, damit es zur Speisekarte des spezifischen Restaurants passt. Vielleicht, weil man in einem Halal-Lokal arbeitet und Schwein nicht serviert werden darf. Also adaptiert man das Rezept für Rind oder Lamm.

Oder den Broschürentext für Twitter und die Firmenwebsite.

Der Lektor jedoch: Er erarbeitet mit dem Autor zusammen das bestmögliche Produkt fürs angezielte Medium. Der Küchenjunge bekommt nicht ob seines religiösen Unwissens die Kelle um die Ohren geschlagen, sondern erklärt: Hier fehlt Salz. Schwein ist ein guter Ansatz, aber: Es fehlt Salz! Und überhaupt, Mango zu Schwein? Das beißt sich sowohl mit der Vorspeise als auch dem Sorbet am Ende des Menüs. Würde hier Geflügel nicht besser zum Hauptgang passen? Unsere Kunden mögen eh lieber Champagner und Weißwein, dann können wir uns den Bordeaux im Keller sparen.

Lektoren wird oft ein höheres Ziel angedichtet: Es gehe um Literatur, um Das Einzig Richtige, in Großbuchstaben. Das, was korrekt, nachvollziehbar und angemessen ist. Der Redakteur jedoch arbeite rein auf den Markt hin: Halal schließt Schweinefleisch aus, Punkt. Um den Rotwein kümmert er sich nicht weiters, das Schwein ist sein Problem. Kurzsichtiger Junge, dieser Redakteur!

Tatsächlich jedoch sind die Grenzen unscharf – der Lektor arbeitet für einen Verlag, also ein Unternehmen. Zumindest jedoch in der Hoffnung, dass der überarbeitete Text seinen gewerblichen Abnehmer finden wird. In Stil, Tonalität, Inhalt und Form muss es passen. Rotwein zu Hühnchen ist auch hier grenzwertig. Im übertragenen Sinne: Die Story passt zum Feminismus-Verlag, mach einfach aus dem Protagonisten eine Frau. Während der Redakteur dafür zu sorgen hat, dass eine Agenturmeldung oder ein Credo nicht der restlichen Firmenkommunikation widerspricht. Oder nicht das Konzept einer Zeitung, eines Magazins oder einer Anthologie ad absurdum führt.

Also gibt es keinen Unterschied zwischen Lektoren und Redakteuren?

Doch, einen Unterschied gibt es: Der Lektor gilt als Schöngeist, der sich an Details stört. Der Redakteur als (mehr oder weniger) knallharter Marketing-Profi. Beide jedoch haben den Markt im Auge, beide erledigen faktisch dieselbe Arbeit. Aber der eine wird spätestens seit Mad Men als Zyniker wahrgenommen, der andere wird von Jungautoren zum Demigott erhoben, dem Herrn über die persönliche, berufliche und finanzielle Zukunft.

Schon lustig, wie Visitenkarten die Wahrnehmung verändern können, nicht?

Agenturen und Freelancer, oder die Sache mit dem Material, Teil 2.

Oft wird man als Texter auch von Agenturen angegangen, die ein Projekt nicht allein stemmen können. Das ist nicht weiters schlimm, immerhin verkauft sich ein Haufen Textarbeiter als „Kommunikationsexperten“. Nicht schlimm, so lange der Kunde vernünftiges Ausgangsmaterial liefert oder kreative Höhenflüge nicht gleich per se verbietet. Weil sonst die P.R.-Verantwortliche in den Hungerstreik tritt oder die Rechtsabteilung bittere Tränen weint und einen Haufen potentieller Raubmordkopierer vor den Kadi zerren muss, um die Firma im Auge der Öffentlichkeit vorteilhaft zu positionieren.

Wie bereits in der allerersten Kolumne besprochen stellt sich immer die Frage nach dem Material. In meinem heutigen Beitrag erweitert sich die Perspektive um den Faktor „Agentur“: Diese nimmt dem Kreativen Kommunikationskram ab, der Schreiberling gibt einen Rabatt, und alle sind glücklich. Aber z’Füüferli und zWäggli sind im Freelancer-Umfeld nur mit masochistischen Tendenzen seitens der Texterin, mit ruchlosen Kunden oder einer hirnamputierten Zuschauerschaft möglich.

Hirnamputiert? Geht’s noch???

Tschuldigung. Ich habe mich zu dem Thema (sogar auf Englisch!) ausgekotzt, hier will ich ein wenig nüchterner bleiben. Oder mahnender, Zeigefinger-hochhaltender. Denn es ist klar: Entweder, Agentur und Kundin vertrauen den Kreativen und lassen sie das machen, wofür man sie umworben hat. Oder der Kunde liefert selbst interessante Inhalte, die aufgewertet werden sollen. Aber in keinem Fall sollte man vom Rand des Fußballfeldes mit vergifteten Pfeilen auf die Spieler schießen. Das mag oft in der Agenturisten-Natur liegen und auf Außenstehende recht drollig wirken, aber damit verärgert man die freien Mitarbeiter und zeigt sich als planlosen Zombie der Gewinnmaximierung. Während sich das nicht-lobotomisierte Publikum fragt, was die bereits x-Mal gesehenen Inhalte bewirken sollen.

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Eine Liebeserklärung, nicht nur an Katzenkotzkekse.

Diese Glosse ist eine Fortsetzung meines Auswurfs über Arbeitswerkzeuge für Texter. Jetzt jedoch möchte ich mich auf den schriftstellerischen Aspekt konzentrieren. Denn schließlich lesen hier auch geschundene Autoren mit, und da ich die letzten Monate fast ausschließlich so mein Bier zu finanzieren suchte … Ja, das wird ein Artikel, der ein wenig aus dem Rahmen fällt. Auch in der Länge, wofür ich mich entschuldige. Aber es liegt mir am Herzen.

Bier, aha. Ich rieche die redselige Umarmung des Alkohols!

Nein. Aber es bestehen Unterschiede zwischen dem, was ein rein-kreativer Schreiberling benötigt und dem, was ein Auftragstexter im Griff haben sollte. Ganz ehrlich gesagt – das hier ist eine Liebeserklärung. Ja, eine Liebeserklärung. An Katzenkotze.

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