Wie man schlechte P.R. schreibt.

Öffentlichkeitsarbeit, oder etwas moderner Public Relations, gehört zu jedem Unternehmen. Und ist eine der Haupteinnahmequellen freier Textredakteure. Aber Sie möchten die miesest-mögliche P.R. (dreifachgemoppelt) für Ihre Auftraggeber leisten? Kein Problem, ich habe Ihnen eine handliche Liste zusammengestellt. Damit geht garantiert nichts schief. Oder es kommt garantiert nichts gut, je nach Betrachtungswinkel.

Die sieben Regeln lauten:

  1. Verwenden Sie möglichst viele Fachausdrücke, gerne auch solche, die Sie selbst erfunden haben. Sie wollen immerhin Menschen vom Fach ansprechen, und nicht deren Entscheidungsträger Vorgesetzten.
  2. Auch wenn Sie in einem multinationalen, mehrsprachigen Unternehmen arbeiten: Überlassen Sie die Übersetzung Ihrer Medienmeldung den Spezialisten der Regionalzeitungen, die den Text übernehmen wollen. Besonders, wenn Sie oft von 1. Gebrauch machen oder eine gewisse sprachkünstlerische Ader ausleben möchten.
  3. Lassen Sie sich Zeit, im Fall der Fälle eine geschliffene P.R.-Meldung zu verteilen. Die Nutzerdaten ihrer 300 000 Abonnenten sind sowieso schon weg, eine Stellungnahme muss alle Eventualitäten abdecken. Und das dauert eben; die anderen 500 000 Abonnenten werden die ein, zwei Wochen Bedenkzeit sehr schätzen.
  4. Zögern Sie nicht, die Marketing-Abteilung beratend hinzu zu ziehen. Diese hat ein besseres Verständnis der Unternehmenskommunikation als Sie als P.R.-Fachperson. Immerhin hat das Marketing ein höheres Budget, das heißt schon etwas!
  5. Ebenso läuft die Endabnahme am Besten über die Marketing-Abteilung. Die Chefin hat Wichtigeres zu tun, als sich vor der morgigen Aktionärsversammlung mit dem vorzulegenden Strategie-Papier auseinanderzusetzen und vielleicht gar Korrekturen einzubringen.
  6. Vergessen Sie nicht, auf Ihrem anonymisierten Twitter-Kanal Gegendarstellungen zu veröffentlichen oder über Ihren – ebenfalls anonymisierten – Auftraggeber zu lästern. Privat ist privat, und Sie werden immerhin nur während der Bürozeiten bezahlt, oder?
  7. Der wichtigste Punkt zuletzt: Investieren Sie so viele Ressourcen wie möglich in Kommentare auf Zeitungs-Websites, Blogs, Facebook und in Foren, um Ihr Unternehmen respektive Ihren Auftraggeber besser darzustellen. Billigere P.R. geht nicht! Und das fällt mit kreativen Nutzernamen auch gar nicht auf!

Wenn Sie diese sieben eisernen Regeln bereits befolgen, dann Gratulation: Sie haben Weiterbildung oder gar den Master-Studiengang in Public Relations nicht nötig. Sie sind schon jetzt Blubberkönig™ und wissen genau, was Sie tun. Und weshalb Sie es tun. Hut ab! Eine ganze Branche schaut zu Ihnen auf!

Welche Branche, die der Texter oder die der Personalvermittler, lasse ich jedoch offen.

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