Schreibzeiten und die Sache mit der Butter.

Hiermit melde ich mich vom Novemberschreiben zurück. Es ist nicht das erste Mal, dass ich teilgenommen habe – schon 2006 war ich mit dabei. Damals noch sehr erfolgreich (60 000 Wörter in zwanzig Tagen), lief es dieses Jahr nicht sonderlich gut. Weshalb? Nun ja. Stichwort Zeitplanung als Freiberufler. Ich möchte mir ja auch einmal etwas leisten. Also sollte ich auch zwischendurch etwas Geld verdienen, nicht? Das eigentliche Problem lag dieses Jahr jedoch wo anders. Es stritten sich „Umfeld“ und „Autoren-Tätigkeit“, mit bösem Auskommen.

Aber andere können ja auch Familie, Beruf und Novemberschreiben unter einen Hut bringen! Weshalb du nicht?

Ach, ach, eigentlich kenne ich das doch. Immerhin bin ich seit Jahren (Tele-)Heimarbeiter. Ich habe Übung darin, meine Projekte durchzuziehen. Mein nahes Umfeld hat verstanden, dass ich nicht (nur) zum Spaß am PC sitze sondern so mein Auskommen erwirtschafte. Die zusätzliche, novembrig-schöngeistige Schreiberei war dann aber zu viel des Guten. Ich habe so mein „Zeitmanagement“ versaut. Damit Ihnen das nicht auch passiert, schreibe ich diesen Beitrag.

Planen Sie die Zeit ein, die Sie fürs Schreiben benötigen. Egal, ob es ums berufliche Blubbern geht oder um Ihren (nächsten?) Bestseller.

Wenn man sich vornimmt: „Ich schreibe jeden Morgen vor der brotbringenden Arbeit!“ oder „Ich schreibe immer von 14 bis 18 Uhr!“ hat man es leichter. Man reserviert sich die Stunden; sorgt dafür, dass nichts stören kann. Die Katze wird rausgelassen, der Gatte vor dem Fernseher parkiert, das Licht runtergeregelt, los geht’s! Abschottung vom Drumrum wird richtiggehend zelebriert. Womit wir beim eigentlichen Thema wären: der Abgrenzung.

Denn da war ja noch die Sache mit der näherstehenden Familie, die zwar Verständnis für meine Redaktionstätigkeit zeigt, aber dem Konzept des belletristischen Schreibens nicht wirklich folgen kann. Ich möchte nicht auf meinen Verwandten herumhacken, fern davon. Doch wenn man gerade an einer Schlüsselszene in seinem Roman sitzt, ist es nicht förderlich, ans Telephon gerufen zu werden – um dann der Schwägerin zu berichten: „Ja, wir haben noch Butter im Kühlschrank“. Ich denke, die eine oder andere Situation in diesem November würde sich gut in einer Enzyklopädie machen. Unter dem Schlagwort „anti-klimaktisch“.

Oder Handwerker. Die kommen eh immer zu spät, würde man meinen. Aber natürlich genau dann nicht, wenn man an einer knorzigen Stelle im Manuskript sitzt und kurz, kurz davor steht, die treffe Formulierung zu finden. Dann sind sie überpünktlich. Oder aber, rufen an, um mitzuteilen, dass sie eventuell erst morgen vorbeikommen. Oder übermorgen. Sicher diese Woche. Man sei ja zuhause, da könne man sicher etwas flexibel sein.

Viele Heimarbeiter kämpfen mit diesem Problem. Ob Schwiegereltern oder Studi-Kumpel, Handwerker oder Zeugen Jehovas: Ist man daheim, gilt man automatisch als verfügbar. Ich habe gar von Beziehungen gehört, die daran zu Bruch gingen. Egal, dass man eigentlich acht und mehr Stunden zu arbeiten hat; es wird auch erwartet, dass gefälligst der Haushalt erledigt ist, wenn der fernwerkende Teil der Familie heimgependelt kommt.

Entsprechend sind fixe Schreibzeiten eine gute Idee: Es macht es leichter, sich zu konzentrieren und sein Leben abseits von Bildschirm und Papier zu organisieren. Wenn man nicht gerade eine Schreibblockade hat, natürlich.

In mehr oder minder bösen Kommentaren gegenüber oben genannten Schwiegereltern und Sektenmitgliedern beruft man sich einfach auf seine Schreibzeiten: Dann nicht! Oft kommt diese Nachricht an, spätestens nach dem vierten oder fünften Wutausbruch.

Ich werde es jedenfalls nächstes Jahr genau so handhaben. Festgelegte Schreibzeiten und ein Schild an die Tür: „HIER WIRD GEWERKELT“. Und ich werde meiner Schwägerin im Vorfeld ein Kilo Butter schenken. Ja, ganz bestimmt.

2 Gedanken zu „Schreibzeiten und die Sache mit der Butter.“

  1. Sehr unterhaltsam geschrieben und anwendbar auf annähernd alle Heimarbeiter. Nicht zu vergessen sind, in der Mehrfamilienhausumgebung, die netten Nachbarn, die einen regelmässig mit Schlüsseln versorgen. Nicht den eigenen, wohlgemerkt, sondern deren Exemplaren für Haustür, Keller, Boden. Weil, man ist ja zuhause, da kann man ja mal eben den Schornsteinfeger und Stromableser reinlassen.
    Als Teilzeitheimarbeiter habe ich das zwar nicht jeden Tag, aber oft genug kenne ich Widrigkeiten, die einen von der Arbeit abhalten sehr gut. Nicht zu vergessen die eigene Unvollkommenheit 😉

  2. Ich hatte mich ewig damit herumgeschlagen, 2008 wurde es dann akut. Die Mehrfamilienhaus-Sache kommt mir auch extrem bekannt vor – noch dazu wohnte ich damals im Erdgeschoss, klar, dass ich dann jeden einzelnen Handwerker reinzulassen hatte und jegliche Pakete entgegennehmen durfte.

    Mittlerweile hat sich die Situation entschärft; meine neuen Nachbarn haben kein „Problem“ mit meiner ständigen Anwesenheit. Es besteht also Hoffnung!

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