CIPA-Zahlen und Akkuleistung von Spiegellosen

Nikon hat seine zwei ersten spiegellosen Kleinbild-Kameras vorgestellt. Und hat nicht nur in den Kommentarspalten Kritik wegen der Akkuleistung geerntet. Dabei ist die CIPA schuld daran.

Keine Nikon, hat aber dasselbe CIPA-Problem: Olympus E-M1.2

Die neuen Nikon-Modelle Z6 und Z7 sind nicht die ersten Systeme, die zum Teil harsche Kritik wegen der Akkuleistung erfahren. Als Olympus ihr aktuelles Spitzenmodell, die OM-D E-M1 Mark II, vorstellte, war bei manchen das Gelächter über »nur 440 Bilder pro Akku« groß. Ein Spielzeug, für Profis unbrauchbar, was soll das? Nun also hat es die Z6 und Z7 getroffen – die »mickrigen« 330 Bilder pro Akku lassen die Wogen in den Kommentarspalten fast höher gehen als der fehlende zweite Karten-Slot.

Dabei steckt die Erklärung für die komischen Akkuwerte bereits im Begriff »Electronic Viewfinder Interchangeable Lens«, abgekürzt »EVIL«. Denn diese Elektronischer-Sucher-mit-Wechselobjektiven-Systeme funktionieren prinzipbedingt anders als die üblicheren digitalen Spiegelreflexkameras (dSLR). Und das macht die ebenfalls übliche CIPA-Messmethode für die Akkuleistung hinfällig – oder zumindest unbrauchbar als Vergleichswert zu klassischen Kameras.

TL;DR: Für spiegellose Systemkameras misst der CIPA-Akkutest nicht die Anzahl möglicher Bilder mit einer Akkuladung, sondern die Zeitdauer, in der die Kamera laufen kann. Bei dSLR hingegen spielt die Betriebszeit kaum eine Rolle, der relevante Stromverbrauch geschieht beim Auslösen. CIPA-Werte für die Akkuleistung lassen sich also kaum zwischen EVIL-Systemen und klassischen dSLR vergleichen.

Was ist CIPA?

CIPA steht für Camera and Imaging Products Association, einen Zusammenschluss von 16 Firmen, die im Fotografie-Bereich werkeln. Die CIPA gibt es seit 2002 und hat seither einen Haufen Whitepapers, Standards und Richtlinien erlassen. Der für diese Diskussion relevante Standard findet sich in Paper DC-002: Wie soll die Akkuleistung von Fotoapparaten gemessen werden?

Das böse EVIL-Problem

Der Standard stammt aus dem Jahre 2003 und ist vorwiegend auf Spiegelreflex-Systeme ausgelegt. »Na, Spiegellose konkurrieren ja auch mit dSLR, also passt das schon!« könnte man meinen. Aber im Testablauf stecken, dSLR-Ausrichtung sei dank, einige Dinge, an denen spiegellose Systemkameras zu beißen haben. Illustriert sieht das in etwa so aus:

Bild: CIPA, 2003. Meine Hervorhebungen.
Bild: CIPA, 2003. Meine Hervorhebungen.

Das größte Problem für EVIL-Systeme ist hervorgehoben – der standardisierte Testablauf möchte, dass die Kamera nach 10 Fotos ausgeschaltet wird. Und dass man sie dann wieder einschaltet und Dinge einstellt, um nach 30 Sekunden die nächsten 10 Fotos zu machen, jeweils mit 30 Sekunden Pause zwischen den Einzelbildern. Das macht man so lange, bis der Akku den Geist aufgibt. Soweit, so gut.

Eine dSLR verbraucht kaum Akku, wenn man die Belichtungseinstellungen ändert oder am Objektiv rumfuhrwerkt. (Nur wenig mehr Strom wird gebraucht, wenn man diese Einstellungen statt mit einem Schulter-Display oder gesonderten Drehreglern mit dem Schnell-Menü vornimmt.) Autofokus benötigt dann etwas Strom, aber das, was den Akku wirklich belastet, ist bei dSLR die abschließende Belichtung bzw. das Auslesen des Sensors und Schreiben auf die Speicherkarte. Der CIPA-Test schreibt zwar vor, dass man bei jedem Intervall das Display einschalten muss, aber wenn es sich von selbst ausschaltet, geht das in Ordnung, so lange im Sucher etwas zu sehen ist und die Kamera selbst noch läuft – bei dSLR prinzipbedingt kein Problem. Außerdem muss das Display kein LiveView zeigen, Menü reicht. Kurz gesagt: Erst, wenn man abdrückt, wird wirklich nennenswert Akkuleistung verbraucht.

Spiegellose funktionieren anders

Auch bei spiegellosen Systemkameras verbraucht die Belichtung / das Sichern auf die Karte im normalen Fotografiebetrieb am meisten zusätzlich Strom. Aber nur vergleichsweise wenig mehr, als wenn die Kamera einfach eingeschaltet ist. Eine gemäß CIPA-Vorgabe »betriebsbereite« EVIL-Kamera nuckelt bereits ordentlich am Akku rum. Denn der Dauer-Liveview ist an, um das Sucherbild darzustellen, Standby ist nicht erlaubt, da auf dem Bildschirm oder im Sucher was zu sehen sein soll. Je nach Modell und Einstellung läuft auch noch der Bildstabilisator. Beim Kaltstart verbraucht eine EVIL-Kamera nochmals ordentlich Strom (wie beim Hochfahren eines Computers oder Handys), manche lassen dann noch einen Sensorrüttler laufen, um Staub abzuschütteln. Der CIPA-Test hätte gerne immer nach 10 Bildern so einen Kaltstart.

Während die dSLR also noch vor sich hin döst und minimal Saft saugt, um die Einstellungen des CIPA-Ablaufs vorzunehmen, laufen die EVIL-Kameras bereits ordentlich warm. Und CIPA möchte gerne, dass 30 Sekunden zwischen den Bildserien gewartet wird. Um bei unserem aktuellen Beispiel, der Nikon Z7 mit einem CIPA-Wert von 330 Auslösungen, zu bleiben: Das wären bei 330 Belichtungen 33 Zyklen à 10 Bilder, also 33 x 30 = 990 Sekunden Akku, die im Vergleich zu einer dSLR zusätzlich verbrannt werden. Außerdem muss zwischen den Einzelbildern ebenfalls 30 Sekunden gewartet werden – für dSLR kein Problem, EVIL rödeln einfach weiter.

Kurz: Der CIPA-Akkutest ist das Worst-Case-Szenario für spiegellose Systemkameras. Denn er treibt sie unnötigerweise in den vorzeitigen Akku-Tod.

Fazit

Für EVIL-Kameras sind die CIPA-Werte wenig praxisrelevant. Alle diese Kameras kommen mit ausgeklügelten Standby-Funktionen, die der CIPA-Test größtenteils aushebelt. Im Fotografiealltag kommt es also nur selten vor, dass die Kamera tatsächlich zwei, drei Stunden oder so am Stück ohne Standby durchläuft. Video wäre so ein Thema.

Hätte Nikon einen dickeren Akku verbauen können? Klar. Die Sony A7R III hat eine größere Batterie mitbekommen, zur Freude der Besitzer der Vorgänger-Modelle. Aber es ist immer ein Abwägen von Platzverbrauch, Gewicht und Leistung. Die oben genannte Olympus E-M1 kommt auch nur deshalb auf 110 CIPA-Bilder mehr als die Z7, weil der Sensor 1/4 der Nikon-Sensorfläche hat. Nikon hat sich bei den ersten beiden Z-Kameras für eine vergleichbare Anzahl Bilder – in der Fotografiepraxis – wie mit ihren Spiegelreflex-Modellen entschieden. DPReview zumindest kam in seinem ersten Praxistest mit der Z7 immerhin auf gut 1600 Fotos, bis der Akku gewechselt werden musste. Zum Vergleich: bei der D850 kamen‘s auf 1840.

Es wäre wünschenswert, dass die CIPA ihren Akkutest an EVIL-Systeme anpasst. Mit Fuji, Olympus, Panasonic, Sony, Canon und jetzt Nikon sitzen immerhin alle relevanten Spieler des EVIL-Markts im Gremium. Bis (hoffentlich) auf DC-002/2003 ein DC-003/2019 folgt, sollte man aber bei Vergleichen bedenken: Der CIPA-Akkutest lässt kaum Rückschlüsse zu, wie viele Fotos denn tatsächlich mit einer Akkuladung aus einer spiegellosen Kamera zu kitzeln sind.

Happy Birthday iPad Pro

Seit genau einem Jahr verwende ich ein 12.9″ iPad Pro (fast) als einzigen »Personal Computer«. Hat gut geklappt, aus dem Experiment ist mein heutiger Normalzustand geworden.

Das, was ich damals nach fünf Monaten zum iPad Pro geschrieben hatte, gilt größtenteils noch immer. Ich spare mir heute also Grundsatzdiskussionen; in diesem Artikel möchte ich auf konkrete Lösungsansätze und Probleme eingehen. Also auf diejenigen Dinge, die sich die letzten 12 Monate als für mich ideal bzw. superstörend herausgestellt haben. Spoiler: Superstörend ist überraschend wenig.

Software

  • In Sachen Raw-Fotografie bin ich eigentlich ständig am experimentieren. Für Einzelbilder hat sich mein Workflow seit Februar nicht mehr groß geändert: FSN Pro nimmt dabei weiterhin die zentrale Rolle ein, Raw-Entwicklung geschieht in Affinity Photo. Viel zu umständlich, wenn man sich Windows- oder Mac-Software gewöhnt ist. Aber geht. Allerdings spiele ich seit gut 4 Monaten auch mit Lightroom CC rum. Dazu folgt bei Gelegenheit ein gesonderter Artikel. Schon jetzt die Kurzfassung: Aktuell die beste Raw-Bildqualität aufm iPad, aber der Abo-Preis von rund 6 Franken im Monat für Mobile-only ist etwas zu hoch, angesichts der fehlenden Funktionen. Ich mein, man kann noch nicht mal Bilddateien umbenennen oder Ausgabeoptionen abseits von »volle Auflösung oder 2048px?« wählen. WTF, Adobe.
  • Bildbearbeitung geschieht in Affinity Photo. Tolles Programm, ich bin auf das angekündigte große Update in ein paar Monaten gespannt. Kommt leider als Raw-Entwickler nicht an Lightroom CC ran, aber in den meisten Fällen ist die Qualität für meinen Einsatzbereich weitaus mehr als nur »gut genug«.
  • A propos Bildqualität: Das iPad Pro ist mit TrueTone erstaunlich genau. Ich arbeite nicht im Prepress-Bereich, aber Drucke bis A3 haben hier farbecht, ohne Tonwertabrisse und mit korrekter Schärfe funktioniert. Die üblichen Abzüge, seien sie fürs Web oder Zeitungsdruck oder als Stapel Postkarten, sind eh kein Problem.
  • Für größere Bildserien (mehr als 30 zu liefernde Fotos) oder kritische Abzüge z.B. für Ausstellungen setze ich hingegen weiterhin auf Capture One Pro. Wie ich das vom iPad aus mache? Folgt weiter unten.
  • Auf iOS geht praktisch nix ohne Cloud-Speicher. Nach einigem hin und her habe ich mich für Microsoft OneDrive entschieden. Der Hauptgrund? Für eine Redaktion benötige ich sowieso die korrekte Unterstützung von Word-Kommentaren und -Hervorhebungen. Und im Office365-Abo ist ein Terabyte mit dabei, also, wayne.
  • Ich nutze OneDrive sowohl für die Übergabe fertiger Bildstrecken als auch als externes Raw-Archiv. Der Upload dauert leider bei größeren Aufträgen ewigs lang, aber da OneDrive auch mit meinem lokalen iMac synchronisiert (eben, siehe unten), habe ich so quasi automatisch mehrere lokale Backups sowie eines »remote«. Automatisch insofern, dass ich nicht daran denken muss, das Zeugs während meiner Backup-Tage noch hochzuladen. Und so landen die Raw-Originale auch automatisch in meinem lokalen Raw-Archiv. Ich muss für einen anderen / besseren Abzug als den im JPEG-Archiv (das in Pixave liegt) also ned online sein. LAN genügt.
  • Von Office365 nutze ich nur (selten) Word und (dauernd) OneDrive. Fürs Schreiben setze ich auf Ulysses, für Redaktion nehme ich Apple Pages, Tabellenkalkulation Numbers. Der Grund dafür ist die iCloud-Integration aller drei Programme incl. Handoff. Und: Ulysses ist die angenehmste Schreibumgebung, die ich als Markdown-Fan bisher gefunden habe.
  • Für mich ist OmniFocus 3 mehr als nur eine Aufgabenverwaltung. Es ist eher so etwas wie eine Speichererweiterung fürs Gehirn. Darin landet alles, was mir irgendwie spontan durch den Kopf geht, oft via Siri (»Hey Siri Mehltau ist Kacke in OmniFocus«). Entweder wird dann daraus eine Aufgabe, ein Projekt oder es landet in meinem Informationsarchiv. Aber zentrale »Inbox« für das alles ist, wie schon die fast 10 Jahre zuvor auf Macs, OmniFocus.
  • Mein oben erwähntes Informations- und Dateiarchiv liegt in DEVONthink To Go 2, lokal auf dem iPad Pro und synchronisiert via iCloud. Dieser Sync-Store gleicht sich auch mit dem iMac ab und landet so in meinem mehrstufigen Backup-Ablauf.
  • Für die wenigen Mac-Applikationen, die ich manchmal benötige, verwende ich einen alten iMac im lokalen Netzwerk. Darauf greife ich via Screens zu, das iPhone wird damit zum Trackpad. Im LAN tut Screens schnell und mit guter Qualität; ich habe als iMac-Auflösung 1280x1024 gewählt (in den Auflösungseinstellungen Option / ALT gedrückt halten, wenn man auf »skaliert« klickt). Das füllt das iPad Pro ordentlich aus, es wird quasi zu einem via Netzwerk angeschlossenen Bildschirm des iMacs.
  • Dieser Zugriff ist allerdings selten nötig: 1x im Monat im Rahmen meines Backup-Ablaufs, sporadisch für Capture One Pro. Und ein paar Mal für die Steuererklärung, da mein Kanton auf eine Java-Applikation setzt. Bäh.
Ein großartiges Stück Software: Affinity Photo.
Ein großartiges Stück Software: Affinity Photo.

Hardware

  • Das Apple Smart Keyboard ist erstaunlich gut. Für eine Neuauflage wünsche ich mir aber noch einige Funktionsknöpfe wie ESC, Lautstärke- und Helligkeitsregler und so weiter. Aber ESC lässt sich zumindest mit CMD+. (Punkt) auslösen. Immerhin.
  • Stationär am Schreibtisch wechsle ich nach Lust und Laune zwischen einem Apple Magic Keyboard und einer mechanischen Lioncast LK20. Letztere wird über den Apple USB-Camera-Adapter angeschlossen und tut bis auf die verdrehten Command- und Option-Tasten 1A.
  • Beim USB-Adapter-Dings war auch der neuere SD-Adapter mit dabei. An aktuellen iPads löbbt der mit USB3-Geschwindigkeit, eine Speicherkarte mit einigen hundert Raw-Bildern wird damit ratzfatz geleert. Gutes Ding.
  • Der Apple Pencil kommt bei mir kaum zum Einsatz. Ich hatte gedacht, dass ich den häufiger nutzen würde. Aber da ich als fotografierender Journalist eh kaum retuschieren darf, hat sich das als Irrtum herausgestellt. Und als Notizblock ist das iPad Pro mit seinen 12.9" etwas zu sperrig, ganz ab davon, dass es nun mal mein »PC« ist und ich es nicht für kurze Notizen ständig runterklappen will. Hier greife ich z.Z. lieber zu Notizbüchern von Leuchtturm1917 oder ein SenseBook. Aber für kleine Skizzen und vor allem Markierungen in PDFs und Fotos ist das Ding klasse.
  • Der Drucker ist im LAN eingebunden und kommt via AirPrint zum Einsatz. Glücklicherweise nur noch selten.
  • Das iPad Pro ist auch mein Dokumentescanner. Hier macht es sich bezahlt, dass Apple mehr als ordentliche Kameras verbaut. Ich denke, das dürfte auch eher der Grund fürs Einbauen gewesen sein, nicht, dass Leute damit Kirchen fotografieren oder so. Als Scanner-Software nehme ich Scanner Pro von Readdle.
  • Sie sollten die Investition in ein 29W-USB-C-Netzteil ernsthaft in Betracht ziehen. Am mitgelieferten Netzteil entlädt sich der Akku des 12.9" iPad Pros bei größeren Arbeitslasten, selbst mit abgedunkeltem Bildschirm. Mit Fast-Charging des USB-C-Dings hingegen bekommen Sie das Tablet auch im laufenden Betrieb schnell auf so 80% hoch.
  • Sonst noch was? Ah ja, Second-Screen ist bei mir ein iPad Mini 4, machmal auch das iPhone SE. Mit den ganzen Continuity-Funktionen lässt sich damit manchmal beinahe so arbeiten, als säße man an einem Multi-Bildschirm-Arbeitsplatz.
Jo, das sollte für den Tag reichen.
Jo, das sollte für den Tag reichen.

Fazit

Würde ich den Schritt weg von Macs/PCs zu einem iPad Pro wieder wagen? Jo. Ich kann damit mittlerweile gut 90% meiner Arbeit erledigen und habe so das, was ich Computer-Paretoprinzip nannte, noch etwas mehr auf die Spitze getrieben – ohne, dass ich mit deutlichem Mehraufwand zu kämpfen hätte. Es arbeitet sich anders, nicht unbedingt besser oder schlechter. Einfach anders. In 2-3 iOS-Generationen dürften auch die letzten 10 Desktop-Prozent für mich wegfallen. Ich denke ehrlich gesagt nicht, dass ich mir jemals wieder einen »klassischen« Rechner kaufen werde. Sicher jedenfalls nicht als Hauptrechner und/oder zum vollen Preis. Ist nix mehr für mich.

Für mich. Das sind zwei zentrale Wörter. Wer Partikelsimulationen erstellt oder 3D-Rendering oder AI-Forschung betreibt oder nur schon stundenlang HTML coden möchte, ist mit einem Desktop- oder Notebook-Rechner noch immer deutlich besser bedient. Wer Hygienefanatiker ist, wird mit einem iPad auch nicht glücklich werden, wer vorwiegend in Ordner- und Dateistrukturen denkt sowieso nicht, ebenso wenig Leute, die nicht gerne mit Tastaturkürzeln arbeiten und so ständig für jeden kleinen Arbeitsschritt den Arm heben müssen.

Aber für mich? Tut. Und macht auch Laune. Die lange Akkulaufzeit und hohe Portabilität haben meinen Arbeitsalltag komplett auf den Kopf gestellt – und zum Besseren gewandelt.

Fotoespresso 1/2018: Bildverwaltung auf dem iPad, Teil 2

Im aktuellen Fotoespresso finden Sie den zweiten Teil meiner kleinen Serie zum Thema Bildverwaltung-und-iPad. War Teil 1 noch allgemeiner Natur, geht es nun konkret um Workflows und Denkansätze. Arbeitsabläufe müssen laufend betrachtet und angepasst werden, besonders auf einer vergleichsweise jungen Plattform wie iOS – so überrascht es nicht, dass ich heute anders arbeite als noch im Artikel beschrieben. Hier also, so zu sagen als Update, mein gegenwärtiger Workflow:

  1. Ich lade die Bilder aufs iPad, entweder wie im Artikel beschrieben via Fileserver oder direkt mit Apples SD-Leser.
  2. Ich importiere alle Bilder in FSN Pro, wo ich als allererstes die Raw-Originale umbenenne. Diese Dateinamen werden sich bis und mit der abschließenden Archivierung der Originale nicht mehr ändern.
  3. Ich sichte die Bilder und vergebe Sternchen. Im Anschluss sortiere ich die Ansicht nach Sternchenzahl.
  4. Ich schicke die Bilder zur Raw-Entwicklung einzeln an Affinity Photo.
  5. Die fertigen Bilder (»Abzüge«) werden beim Export aus Affinity mit -FINAL versehen. Hieß das Original z.B. 20180224-erni-02.dng, heißt der Abzug 20180224-erni-02-FINAL.jpg.
  6. Diese Abzüge lade ich zurück in FSN Pro. Habe ich die benötigte Anzahl Abzüge beisammen, je nach Auftrag meistens zwischen zwei und 35 Stück, bekommen Raw-Originale und JPEG-Versionen gemeinsam sämtliche nötigen Metadaten wie Kontaktinfos, Schlüsselwörter und Kategorie verpasst.
  7. Jetzt exportiere ich alle Raw-Originale aus FSN Pro, zusammen mit einem XMP-Sidecar. Die Originale landen also incl. den wichtigsten Schlagwörtern und Bewertungen im Backup.
  8. Und zu guter letzt sende ich die JPEG-Abzüge fürs Archiv an Pixave. Hier gucke ich zuerst nach, wenn ich ein bestimmtes Archivbild suche.

Im Gegensatz zum Beispiel-Workflow in meinem Artikel dient mir Pixave seit einiger Zeit also »nur« noch als JPEG-Archiv, Metadaten-Arbeiten erledige ich keine damit. Entsprechend kommt die App erst ganz am Ende meines Arbeitsablaufs zum Einsatz. Das liegt nicht an Pixave selbst, möchte ich betonen – aber ich wollte die Anzahl Übergabeschritte in meinem Ablauf (und damit potentielle Fehlerquellen) reduzieren und Originale, Arbeitskopien und Archivversionen strikter trennen. Außerdem bekommt man besonders bei größeren Raw-Bildern die Grenzen der 4 GiB Arbeitsspeicher des iPad Pros zu spüren: FSN Pro und Affinity passen zusammen gerade noch rein, mit Pixave hingegen wird eine der beiden Apps regelmäßig vom System geschlossen, weil der Speicher ausgeht. Hach. Apple.

Wenn Sie das Thema interessiert, können Sie den Fotoespresso hier kostenlos herunterladen. Hat eh noch andere lesenswerte Artikel drin, also schauen Sie doch mal rein, ja?

Kann man mit einem iPad allein vernünftig bloggen?

Matthias Schüssler trieb mir als iPad-Nutzern tatsächlich Tränen in die Augen. Ein bisschen zumindest – und das ist nicht böse gemeint. In seinem lesenwerten Beitrag stellte er sich die Frage: Kann man alleine mit einem iPad bewaffnet professionell bloggen? und legte den Finger in offene iOS-Wunden. Gut!

Ich kenne Matthias’ Anforderungen nicht im Detail, aber habe einige Tipps für ihn, wie es etwas weniger umständlich ginge. Und nun ja, zeige es gleich am Beispiel dieses Blog-Beitrags.

Die Dateimanager von Drittherstellern integrieren sich mit Apples Files.app.

Matthias stösst sich vor allem an der Dateien.app, die Apple mit iOS 11 vorstellte. Und sie ist tatsächlich wenig mächtig, wenn es um Dateioperationen geht. Das hat einen einfachen Grund: »Dateien« heißt zwar so, aber die App ist lediglich als Dreh- und Angelpunkt verschiedener Apps und Cloud-Dienste gedacht. Nicht als Explorer / Finder / Filemanager im klassischen Sinne. Die »richtige« Arbeit mit Dateien sollen bei Bedarf Apps von Drittherstellern übernehmen, zum Beispiel das kostenlose Documents 6 von Readdle oder die FileBrowser-Varianten von Stratospherix. Ich selbst verwende für meine Dateiarbeiten wie Zippen/Entpacken, FTP, SMB, WebDav-Zugriff etc. FileBrowser for Business.

Betreffend Bilder stellt Matthias weitere Fragen:

Das Herunterrechnen klappt mit besagtem Pixelmator: Man tippt auf das Zahnrad-Symbol, dann auf Image Setup und schliesslich auf die Grössenangabe unten, um auf Grössenkorrektur zu gelangen. […] Mir fehlt an dieser Stelle die Möglichkeit, die JPG-Qualität anzugeben.

Das Problem ist hier, dass die Datei gleich heisst wie das Original, und offenbar weder das Ersetzen noch die Option Beide behalten funktioniert.

Kurz gesagt – das aktuelle Pixelmator ist dafür die falsche App. Oder nicht unbedingt die optimale App. Als Pixelmator-Fan ist das Warten auf die kommende Pro-Version angesagt. Persönlich empfehle ich aber immer gerne das großartige (und preiswerte) Affinity Photo.

Affinity für iPad lässt beim Export von Blog-Bildern kaum Wünsche offen.

Affinity kommt auch mit der Dateien.app klar, Screenshots oder sonstige Blog-Bilder müssen also nicht in die Fotomediathek. Leider tut Affinity nur auf dem iPad, für unterwegs am iPhone ist das also nicht geeignet und man sollte besser zu einem Webdienst greifen (oder eine andere App suchen).

Wieso werden Screenshots standardmässig in der Fotomediathek und nicht in einem Ordner in der Dateien-App ausserhalb der Fotomediathek gespeichert? Denkt Apple wirklich, dass ich Screenshots wie hier gezeigt zwischen meinen Familienbildern haben will? Das ist einfach zu wenig durchdacht und nicht praxisnah genug.

Ein Wort: Share-Pfeil.

Übers Share-Menü der neuen Screenshot-Funktion von iOS 11 lassen sich Bilder direkt an andere Apps weitergeben oder im »Dateisystem« sichern, ohne die Fotomediathek zu bemühen.

An dieser Stelle möchte ich auch eine Lanze für Gladys brechen – unter den Shelf-Apps für iOS mein Liebling. Die Screenshots in diesem Beitrag landeten nicht in der Fotomediathek und sahen die Dateien.app nur beim Hochladen in die Blog-Software (WordPress). Ich verwende Gladys auch auf dem iPhone, um etwaige Screenshots fürs Verbloggen aufs iPad (und damit die Möglichkeiten von Affinity) zu bekommen.

So oder so – die Arbeit am iPad benötigt ein Umdenken. Ich stehe da auch erst am Anfang, aber langsam wird’s was. Matthias, nicht aufgeben! Kommt schon gut. 🙂

Fotoespresso: Anmerkungen in Capture One Pro 11

Anmerkungen sind neben dem überarbeiteten Umgang mit Ebenen die zweite große Neuerung in Capture One Pro 11. Damit zeichnen Sie Notizen, z.B. für die spätere Bildbearbeitung direkt ins Foto. Wir zeigen Ihnen, wie das geht und vor allem: was das soll.

Als Apple mit iOS 11 die Screenshot-Funktion radikal überarbeitete, war bei manchen das Staunen groß. Nicht nur konnte man endlich Screenshots ohne zu sichern an weitere Apps weitergeben und z.B. auf Twitter posten. Durch das iPad Pro und dessen Stift kam auch die Möglichkeit hinzu, kurz mal direkt in ein Bild reinzukritzeln und so Dinge hervorzuheben oder zu übermalen. Die Idee, Bilder mit Anmerkungen zu versehen, ist aber alles andere als neu. Anmerkungen, auch Markup oder Annotations genannt, begleiten die Fotografie seit ewigen Zeiten: Der Fotograf notierte so, wie im Labor zum Beispiel eine Ausschnittvergrößerung aussehen sollte (»Crop«) oder welche Bildteile bei der Vergrößerung selektiv nachbelichtet oder abgewedelt werden sollten (»Dodge & Burn«).

Was nützen Ihnen Anmerkungen in Capture One?

Capture One Pro 11 bietet Ihnen nun diese Funktionalität direkt im Raw-Entwickler. […] Aber auch als Einzelkämpfer sollten Sie sich Anmerkungen genauer ansehen. Zum Beispiel ist es als Lernwerkzeug nützlich: Betrachten Sie Ihre gelungensten Bilder und zeichnen Sie direkt ins Foto, was genau an dem Bild »passt«. Zeichnen Sie Perspektivenlinien ein, oder markieren Sie Vordergrund, Mitte und Hintergrund. Tun Sie im Anschluss dasselbe mit ihren schlechteren Bildern – Sie werden viel darüber lernen, wie Sie »fotografisch sehen«. Markieren Sie Bildfehler, störende Elemente, machen Sie sich Notizen über problematisch belichtete Stellen im Bild (wo ist zu viel ausgebrannt, wo zu viel unterbelichtet?), und Sie werden auch Ihre Kamera besser kennenlernen.

Anmerkungen sind nicht nur Kommunikationsmittel, sondern dienen auch als Gedankenstütze und Lernwerkzeug.
Anmerkungen sind nicht nur Kommunikationsmittel, sondern dienen auch als Gedankenstütze und Lernwerkzeug.

Mehr zu Anmerkungen in Capture One 11 lesen Sie im Blog des Fotoespressos, auch als Ergänzung zu meinem Buch Praxis Capture One Pro 10 – weil, Capture One geht jetzt bis 11!™