Noch immer erreichen mich Mails und Tweets betreffend der Selbständigkeit eines freien Textarbeiters. Ich habe die Sache zwar bereits [2008 abgehandelt][1], allerdings mit dem Fokus auf deutsche Verhältnisse. Jetzt, zurück in der Umarmung der _Confoederatio Helvetica,_ ist es an der Zeit, diesen Misstand zu bereinigen. Der Artikel wird recht bürokratisch, halten Sie also Bier und Zigaretten griffbereit.
###Also: Wie macht man sich als Tippsler in der Schweiz selbständig?###
Soll die Selbständigkeit den Kühlschrank füllen, gehört eine ehrliche **Betrachtung der Umstände und Fähigkeiten** an erste Stelle. Als Einzelkämpfer braucht man nicht gleich einen Business-Plan. Allerdings schadet es auch nicht, wenn man sich die Mühe macht, so ein Papier zu erarbeiten. Es muss ja nicht gleich finanzkräftige Investoren überzeugen! Diskutieren Sie insbesondere die folgenden Fragen:
+ Kann ich mich im persönlichen Gespräch als idealen Problemlöser darstellen? Weshalb?
+ Bin ich überhaupt nur schon selbstsicher genug, von Angesicht zu Angesicht mit echten, realen Menschen zu verhandeln? E-Mail zählt nicht.
+ Habe ich ausreichende Reserven, um auch mal zwei, drei Monate ohne einen einzigen Auftrag über die Runden zu kommen?
+ Bin ich mir sicher, nach besagten drei Monaten bei Wasser und Brot noch schöpferische Energie in mir zu tragen? _Mehr als genug Energie,_ den zufällig reingeflatterten Großauftrag zu stemmen?
+ Was halten Partner, Kinder und Miezekatze von der Idee, dass ich gegebenenfalls tagelang nicht ansprechbar bin und erst nach Mitternacht ins Bett falle?
+ Habe ich ein Problem damit, die nächsten drei, vier Jahre keine freien Wochenenden und keinen Urlaub zu haben? Also, sofern es läuft, ansonsten erübrigt sich die Diskussion sowieso.
+ A propos „laufen“ -- wie sieht die Konkurrenzsituation aus? Gibt es überhaupt einen (über-)regionalen Markt für meine Arbeit?
Hegen Sie bereits nach diesen sieben Fragen Zweifel an der Durchführbarkeit Ihres Unterfangens, legen Sie Ihren Stift beiseite und besuchen Sie ein Job-Portal. Agenturleben wäre hier der bessere Schritt in den Beruf. Aber bleiben wir mal positiv, ja? War ja gerade erst Weihnachten.
[1]: https://www.nggalai.com/glosse/der-texter-als-freier/