2014: Ein (etwas) fotozentrischer Jahresrückblick.

Wie war mein Jahr 2014? Voller Überraschungen, Herausforderungen und Ärgernissen. Aber vor allem war es ein Jahr der Veränderung und des Weichenstellens. Jedenfalls alles andere als langweilig. Oh ja.

Das neue Jahr fing vergleichsweise ruhig an: Im Januar erschien mein Sachbuch »Mac und iPad für Fotografen« beim dpunkt.verlag-Inprint Smartbooks. Ein halbes Alpenmassiv fiel von meinen Schultern, die Arbeit am Buch hatte mich über ein halbes Jahr lang in Beschlag genommen. Ich spannte aus und widmete mich vorwiegend eigenen Arbeiten wie dem »Projekt Lengnau«.

Aber schon im April war es mit der Ruhe vorbei – gut! Nix da mit rasten-rosten! Der dpunkt.verlag trat mit der Bitte an mich heran, ein weiteres Fotografie-Buch zu schreiben. »Das Praxisbuch zu Capture One Pro« sollte eigentlich passend zur Photokina erscheinen. Nach ersten Gesprächen mit Phase One, dem Hersteller der Software, war aber klar: Abwarten. Da kommt noch was. Und nicht nur eine nötige Titel-Änderung, wie sich im Herbst zeigen sollte.

grimmeIm Mai zog dann die Schreib- und Fotografie-Auftragsspirale an. Ich begleitete die Thurgauer Bloggerin und Autorin (und, Transparenz! meine Tisch- und Bettgefährtin) Zora Debrunner gleich zwei Mal nach Köln: Zur Nominierung für den Grimme Online Award und zum Finale im Juni.

Juni, ja Juni. Die Sommermonate waren Monate des Umbruchs. Zuerst kündigte die St.Galler-Tagblatt-Gruppe an, die Regionalinhalte der verschiedenen »Tagblätter« massiv zusammenzustreichen – und damit auch meine Co-Autorenschaft bei der »Leuchtspur«-Kolumne zu beenden. Wo keine Kolumne, da braucht es auch keine Autoren, ne? Das Ganze weitete sich zu einem richtigen Streit unter Kulturschaffenden, Autoren, Journalisten und Konkurrenzzeitungen aus. Hätten nicht einen Haufen Redakteure ihren Job verloren, man könnte sich darüber amüsieren.

tagblatt

Dabei sollte es aber diesen Sommer nicht bleiben. Im Juni verstarb überraschend Dr. Fiona Lorenz, meine Redakteurin beim »Humanistischen Pressedienst«. Die Redaktion hat sich auch bis Ende Jahr noch nicht von diesem Schock erholt, Fionas Ressorts bleiben weiterhin nur zum Teil betreut. Noch.

Im selben Monat ging meine langjährige Redakteurin bei Thurgaukultur, Brigitta Hochuli, in Rente – hochverdientermaßen, aber dennoch: eine weitere Zäsur in einem Jahr voller Zäsuren. Anders als beim HPD war jedoch Brigittas Nachfolge geregelt, so dass es mit sehr wenig Gerumpel schnell weiterging.

phaseoneDer August war dann wieder eher ruhig, mal abgesehen von den Vorarbeiten fürs Capture-One-Buch. Phase One hatte mich ins Beta-Team der Version 8 geholt, so dass meine Recherche- und Schreibarbeit nicht zu sehr vom endgültigen Veröffentlichungstermin der Software überrascht würde. Im September, pünktlich zur Veröffentlichung von Capture One Pro 8, trat ich dem Phase One »Ambassador«-Programm bei.

Wobei … »eher ruhig?« Nein, denn was ich in diesem Jahresrückblick ausgelassen habe ist die persönlich-familiäre Seite von 2014. Seit Februar kämpften Zora und ich nämlich darum, das Haus ihrer demenzkranken Oma Paula in der Familie zu halten. Das hieß, dass wir uns neben Behördenkram auch mit einem überwucherten Garten und dem Hausrat dreier Generationen herumschlagen durften.

Der November dann stand ganz im Zeichen des »Frauenfelders«, einem der ältesten und härtesten Militärwettmärsche der Schweiz. Es mag für Außenstehende nicht nachvollziehbar sein, weshalb ein ausgesprochener Pazifist wie ich sich mit so etwas abgibt. Aber der »Frauenfelder« hat Tradition, und wenn man in der Region Frauenfeld lebt kommt man kaum um ihn herum. Außerdem wurde ich vom Organisationskomitee angefragt, »un-sportliche« Bilder zu machen. Ich stimmte nur zu gerne zu, denn Sportfotografen hatte es anlässlich des 80. Jubiläums wirklich mehr als genug vor Ort.

Das Jahr endete bitter-süß, und vornehmlich in Schwarz und Weiß, als Nahani Berke das Atelier ihres Vaters Dieter Berke auflöste. Er war zwar bereits vor zwei Jahren verstorben, aber ich schätzte seine Arbeit als Fotograf sehr und bewunderte besonders den Umgang mit der Camera Obscura. Inspiriert von seinen Schwarzweiß-Arbeiten schrieb ich später den meistgelesenen Blog-Beitrag im Jahr 2014 auf nggalai.com.

Und 2015?

Die Weichen sind gestellt – zumindest die geographischen. Ich orientiere mich weiter weg vom Knotenpunkt Zürich und gehe in den Wilden Osten. Im Februar ziehen wir ins Toggenburg. Das heißt auch: 30 Minuten bis Herisau, 30 Minuten bis Wil, 30 Minuten bis St.Gallen, 10 Minuten bis Wattwil. Und das mit dem ÖV! Der führerscheinlose Erni freut sich ganz doll darüber.

Beruflich jedoch ändert sich fast nichts. Ich bleibe Thurgaukultur erhalten, mit den Zürcher Agenturen läuft’s eh seit Jaaahren fast ausschließlich über Skype und Mail – die Verantwortlichen des SBB Cargo Magazins z.B. traf ich genau 1x im Jahr 2013, dennoch war ich 2014 immer wieder für sie tätig. Und meinen Verlag in Heidelberg ist es Jacke wie Hose, welches Schweizer Tal ich meine Heimat nenne.

Hach, die Freuden der modernen Kommunikationsmittel und der kleinräumigen Schweiz.

Der Schwenk gen Osten bietet aber auch neue Möglichkeiten. So hoffe ich, öfters fürs Magazin Saiten arbeiten zu können.

Bezüglich des »Humanistischen Pressediensts« bleibt zu sagen, dass wir Fionas Ressorts wieder aufleben lassen möchten. Gespräche dazu sind im Gang, spätestens im Frühjahr 2015 wird es (wohl) wieder z.B. »Serien neu gesehen« geben. Ich bin gespannt.

Nicht zu letzt freue ich mich über die vertieften Beziehungen zu Phase One und dem Vertrauen meines Verlags in mein aktuelles Buchprojekt. Und ich bin mir sehr sicher, dass wir trotz des Umzugstresses den geplanten Termin von Ende März für »Das Praxisbuch zu Capture One 8« halten können. Also, sicher, nicht »sehr«. Das heißt, ziemlich sicher. Hrm.

2014 war ein interessantes Jahr, und nicht nur im von Terry Pratchett kolportierten Sinne eines chinesischen Fluches. Ich lernte einen Haufen netter Menschen kennen, ärgerte mich nur vereinzelt über Arschlöcher weniger nette. Der Umzug ins Toggenburg wird uns noch lange als »Projekt« begleiten – Stichwort »Rennovationsarbeiten« –, und die Nähe zu St.Gallen öffnet neue Möglichkeiten, die ich bisher nicht auf dem Radar hatte.

Langweilig war es jedenfalls überhaupt nicht. Und das wird 2015 hoffentlich auch nicht werden. In diesem Sinne: Guten Rutsch, gut Licht, und mögt Ihr in interessanten Zeiten leben. Ohne China-Fluch-Konnotation. Pfadfinderehrenwort.

Wellhausen, 31. Dezember 2014

4 Gedanken zu „2014: Ein (etwas) fotozentrischer Jahresrückblick.“

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